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Hottinger Literaturgespräche: Von nahem erlebt

Charles Linsmayer im Gespräch mit Gästen

Angehörige und Partner im Gespräch über grosse Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts.

26. September:

Elisabeth Kopp, erste Schweizer Bundesrätin, erzählt von der Autorin und Philosophin Jeanne Hersch, die sie in deren letzten Jahren betreut hat.

Jeanne Hersch kam als Tocher jüdischer Einwanderer aus Litauen und Polen am 13. Juli 1910 in Genf zur Welt und starb am 05. Juni 2001 am gleichen Ort. Als Schülerin von Karl Jaspers, dessen Werk sie ins Französische übertrug, war sie 1965 bis 1977 Professorin für Philosophie an der Universität Genf und hatte bis 1976 hohe Ämter bei der Unesco inne. In zahllosen Voträgen und in Werken wie «L'être et la forme« oder «Die Hoffnung, Mensch zu sein», vertrat die engagierte Sozialdemokratin und kämpferische Philosophin allen Ideologien und Repressionen gegenüber unbeirrt eine zutiefst ethische, humane Auffassung von Freiheit.

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27. Oktober:

Die Englischlehrerin, Politikerin und ehemalige Berner Gemeinderätin Joy Matter beantwortet Fragen zu ihrem Ehemann, dem Liedermacher Mani Matter (1936–1972).

Auch 45 Jahre nach dem Tod des 36-Jährigen sind Matter-Chansons wie «Us eme lääre Gygechaschte» oder «Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama» populär wie eh und je. Dabei dauerte die Karriere des Juristen und Rechtskonsulenten der Stadt Bern nicht mal fünf Jahre. Seit 1967 gehörte er zu den Berner Troubadours, mit eigenem Programm trat er erstmals 1971 auf, und doch wurden die dem Vorbild von George Brassens geschuldeten Lieder im Berner Dialekt sofort schweizweit zum Ereignis. «Chansons zählt man zur Kleinkunst», schrieb die NZZ 1972 in ihrem Nachruf, «in dieser Kleinkunst war Mani Matter einer der Grössten».

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28. November:

Die Journalistin Klara Obermüller, die in den dessen letzten Lebensjahren seine Ehefrau war, spricht über den Schriftsteller Walter Matthias Diggelmann.

Walter Matthias Diggelmann, Kindheit als Pflegekind, Zwangsarbeit in NS-Deutschland: der 20-Jährige hatte einiges im Gepäck, als er 1947 zu schreiben begann. Den Durchbruch schaffte er 1962 mit «Das Verhör des Harry Wind», das die Machenschaften des Büros Faner denunzierte. In «Die Hinterlassenschaft», verband er 1965 die Schweizer Asylpolitik von 1933 bis 1945 mit der Kommunistenhetze von 1965, gestand der DDR aber eine «bereinigte» Fassung zu, die ihm schwer schadete. Doch das genuine Erzähltalent rettete sich in seine Geschichten, deren schönste, «Spaziergänge auf der Margareteninsel«, kurz nach seinem Krebstod am 5. Juli 1979 erschien.

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30. Januar:

Geboren am 15. Mai 1911, hat der Zürcher Architekt Max Frisch nach Anfängen im Dunstkreis der geistigen Landesverteidigung nach 1945 als einer von wenigen Schweizern Holocaust und Weltkrieg mit auf die eigene Kappe genommen und wurde eine der wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur. Mit den Tagebüchern, der Infragestellung der moderneren Technik in «Homo faber» und dem Umgang mit der eigenen und allgemeinen Identitätskrise in «Stiller» und «Montauk» setzte er Massstäbe. Dass seine harsche Schweizkritik verkappte Heimatliebe war, wurde vielen erst nach seinem Tod am 5. April 1991 bewusst. Rosemarie Primault erzählt von der Arbeit mit Max Frisch, dessen Sekretärin sie 21 Jahre lang war.

Konzept und Moderation: Charles Linsmayer

TICKETS für Vorstellungen am:
Di 26. Sep., 20.00 Uhr

Die Gesprächsreihe

Angehörige und Partner im Gespräch über grosse Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts.

26. September 2017, 20 Uhr
Charles Linsmayer im Gespräch mit Elisabeth Kopp über Jeanne Hersch

27. Oktober 2017, 20 Uhr
Charles Linsmayer im Gespräch mit Joy Matter über Mani Matter

28. November 2017, 20 Uhr
Charles Linsmayer im Gespräch mit Klara Obermüller über Walter Matthias Diggelmann

30. Januar 2017, 20 Uhr
Charles Linsmayer im Gespräch mit Rosmarie Primault über Max Frisch

27. Februar 2017, 20 Uhr
Charles Linsmayer im Gespräch mit Jens Nielsen über Aglaja Veteranyi

27. März 2017, 20 Uhr
Charles Linsmayer im Gespräch mit Silver Hesse über Hermann Hesse

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